Einführung in die Philosophie Teil 2 – Philosophen von Mittelalter bis Aufklärung: Descartes, Kant & Hegel

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1 Bewusstsein/Theorie: Philosophen von Mittelalter bis Aufklärung

Als Konstantin der Große (ca. 275 n. Chr. – 337 n. Chr.) sich im Jahr 324 zum Christentum bekannte, bedeutete dies weder die Erhebung zur offiziellen Staatsreligion noch eine Verbannung der früheren Sitte und Gebräuche. Die Lage änderte sich, nachdem Theodosius I. (347 n. Chr. – 395 n. Chr.) 391/392 die „heidnischen Bräuche“ offiziell verbot. Trotz rigider Gesetze herrschte dennoch zunächst eine gewisse Toleranz gegenüber den alten Sitten. Erst Kaiser Justinian I. (482 n. Chr. – 565 n. Chr.) setzte das Christentum strikt durch und verhängte konsequent die Todesstrafe für Abweichler und fremde Religionsgruppen. Dies stellte die Philosophie vor das Dilemma, dass sie sich fortan strikt in einem christlichen Kontext interpretieren lassen musste. Die Aufgabe übernahmen im Mittelalter die Scholastiker, die die griechischen Urtexte in Latein übersetzten und als Methodenlehre auf den zeitgenössischen Hintergrund anwandten. Mit dem Verlust der dogmatischen kirchlichen Alleininterpretation bis zur Renaissance und der Verbreitung der Schriften in weltlichen Kreisen entwickelten säkulare Gelehrte eigene Deutungen, die sich mehr an der ursprünglichen Intention der Autoren orientieren sollten.

2 Historischer Hintergrund: Entstehung der Universitäten

Die klassischen Texte der antiken Philosophie galten neben der Bibel als grundlegender Lehrstoff für Studienhäuser verschiedener Ordensgemeinschaften wie der Franziskaner und Dominikaner, aus denen sich die ersten Universitäten entwickelten. Sie bestanden hauptsächlich aus den Fakultäten Theologie, Medizin und Jurisprudenz als weltliches Organ zur Verwaltung eines Staates. Eine weitere, kleinere Fakultät umfasste die weiteren Künste (Artes) und beschäftigte sich mit Mathematik, Geometrie, Astronomie, Rhetorik, Dialektik und Musik. Aus philosophischer Perspektive lag der Zweck antiker Schriften in allen Fakultäten vornehmlich darin, mittels der gelehrten Analyse und Redekunst sowie der darauf basierenden Disputationstechnik gedankliche und speziell theologische Streitigkeiten zu erörtern und zu klären.

Der Unterricht fand dabei nicht selten als Streitgespräche (quaestiones disputatae) unter Aufsicht des Lehrers (Magister) statt – ein Verfahren, das maßgeblich auf den italienischen Dominikaner Thomas von Aquin (ca. 1. Jan. 1225 – 7. März 1274) und seine Lehrschriften inklusive des gleichnamigen Werks und seinen Kommentaren zu Aristoteles zurückgeht. Dabei nennt der Magister seinen Schüler ein (philosophisches oder theologisches) Problem und führt drei verschiedene Meinungen zu seiner Lösung auf, die gleichermaßen als wahr erscheinen. Diesen stellt er jedoch drei konträre Ansichten gegenüber, die sich ebenfalls begründen lassen. Zuletzt löst er den Widerspruch auf, indem er die Gegenargumente mit ad primo, ad segundo und ad tercero entkräftet. Dieses Vorgehen prägt die Philosophie und ihre Interpretation über mehrere Jahrhunderte und liefert in zahlreichen Werken bis zur Neuzeit die Skizze für ihre Struktur.

3 Philosophen von Mittelalter bis Aufklärung

3.1 Descartes – Philosophie auf rationaler Grundlage

Als drittes Kind eines niedrigen Adligen und Gerichtsrats in der Bretagne studierte René Descartes (31. März 1596 – 11. Feb. 1650) Jura, entschied sich jedoch gegen eine solche Laufbahn und trat in die militärischen Dienste verschiedener Fürsten. Durch Begegnungen und Kontakte unter anderem in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges entdeckte er eine Leidenschaft für die Naturwissenschaften und entschloss sich, eine „universale Methode zur Erforschung der Wahrheit“ zu suchen, in der sich Logik und Plausibilität widerspiegeln. Als Inspiration diente ihm dazu die Geometrie von Euklid, die auf der Basis von einfachen evidenten Definitionen, Postulaten oder Axiomen durch Deduktion logische und unwiderlegbare Theoreme ableitet. Aus diesem Ansatz entwickelt Descartes den Gedanken, dieses Vorgehen auf die Philosophie zu übertragen, um diese auf eine wissenschaftliche Ebene zu befördern.

Für den Erfolg dieses Vorgehen war es allerdings unverzichtbar, eine schlüssige Urevidenz zu finden, die als grundlegende Annahme nicht mehr in Frage gestellt werden kann. Für diese schlägt er den Zweifel als Methode vor – indem er alle bisherigen Denkmodelle und -systeme verwirft und anzweifelt, kann er eine Tatsache als gegeben betrachten: Es gibt ein denkendes Etwas (res cogitans), das exakt diesen Zweifel hegt und auf alles anwendet. Diese Erfahrung (cogito) kann als Fundament und Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche und evidenzbasierte Suche nach der Wahrheit dienen. Bei dem oft zitierten Ausspruch „cogito ergo sum“ handelt es sich deshalb nicht um eine konsekutive Ableitung („Ich bin, weil ich denke“), sondern um eine performative Einsicht („Ich muss sein, weil ich denke“).

Ausgehend von diesem Axiom entwirft Descartes eine philosophische Methode, mit deren Hilfe er eine neue Erkenntnistheorie aufstellt, die er 1637 zunächst anonym und auf französischer Sprache publizierte. (1) In ihr darf erstens nach der Evidenzregel ausschließlich das anerkannt werden, was eindeutig und ohne Zweifel erkannt werden kann. Nach der Analyseregel werden komplexe Probleme in Teilschritte zerlegt, die sich bewältigen lassen. Darauf folgt die methodische Ordnung, die ein induktives Fortschreiten von dem Einfachen, Konkreten zum Schwierigen, Abstrakten vorschreibt. Die vierte Regel ist die Kontrolle oder Rekursion, nach der eine Untersuchung auf Vollständigkeit überprüft werden muss und keine Lücken enthalten darf.

Mit seiner Argumentation greift Descartes einen Gedanken auf, der bereits von dem römischen Bischof Augustinus von Hippo (13. Nov. 354 n. Chr. – 28. Aug. 430 n. Chr.) ähnlich formuliert wurde und besagt: „Selbst wenn ich mich irre, bin ich. Denn wer nicht ist, kann auch nicht getäuscht werden. Und daher kommt es, dass ich bin, (selbst) wenn ich getäuscht werde. „(2) Descartes bettet diese Erkenntnis über die eigene Existenz jedoch in einen vollständig neuen Kontext ein, der ihm helfen soll, zum ersten Mal Philosophie und die Suche nach der Wahrheit auf der Grundlage objektiver und evidenzbasierter Kriterien zu betreiben.

3.2 Kant – Vernunft als Perspektive

Immanuel Kant (22. Apr. 1724 – 12. Feb. 1804) wurde als viertes Kind eines pietistischen Handwerkers geboren und erhielt an dem Collegium Fridericianum im preußischen Königsberg eine klassische Bildung, die einen Schwerpunkt auf das Erlernen von Latein und Altgriechisch legte. Bei seinem Studium an der Albert-Universität Königsberg beschäftigte er sich intensiv mit den Naturwissenschaften und der Philosophie. Sein Werk wird generell in drei verschiedene Epochen eingeteilt – die vorkritische, die kritische und die nachkritische Periode, wobei sich die deutschsprachigen Publikationen meist auf den mittleren Zeitabschnitt beziehen, da er hier 1781 sein berühmtes Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ veröffentlichte. Ihr folgten zwei weitere Abhandlungen mit den Titeln „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788) und „Kritik der Urteilskraft“ (1790).

In der vorkritischen Zeit beschäftigte sich Kant mit den Naturwissenschaften und der Naturphilosophie und veröffentlichte zu diesem Thema zahlreiche Schriften, in denen er etwa die Newtonschen Grundsätze für die Entwicklung einer Theorie zum Entstehen der Planetensysteme (1) nutzte oder einen „ontotheologischen“ Gottesbeweis vornahm, der die Schwächen von zuvor veröffentlichten Beweisen inklusive Descartes „ontologischem“ Gottesbeweis vermeiden sollte (2). Viele Ansätze der vorkritischen Phase wie etwa das entwicklungsgeschichtliche Denken oder Teile seiner rationalistischen Metaphysik einschließlich der Argumente gegen ontologischen Gottesbeweis finden sich auch in späteren Perioden wieder.

Ein Anliegen von Kant besteht darin, gegen den Empirismus von Aristoteles vorzugehen, bei dem er eine willkürliche Vorgehensweise bei der Einteilung von Kategorien sieht, die keine systematische und somit vernunftbasierte Methodik aufweist. Kant will deshalb diese metaphysisch deduzierten Kategorien auf einer anderen Ebene transzendental deduzieren. Dies würde einerseits die Notwendigkeit einer solchen Systematik nachweisen und es auf der anderen Seite ermöglichen, eine universelle und zeitlos gültige Kategorienliste als rationelle Basis für die Philosophie abzuleiten. Abseits der Frage, ob ein solches Projekt sinnvoll oder durchführbar ist, stellte Kant damit eine dauerhafte Inspiration für die Entwicklung der Philosophie auf.

Im Unterschied zu seinem Vorgänger Descartes orientiert sich Kant bei seinem Ansatz an Isaac Newton (25. Dez. 1642 – 20. März 1726) und seinen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen statt an Euklid und der Geometrie. Newton lieferte mit seinen Erkenntnissen eine Metaphysik der Natur, die Kant in ihrem Modell auf die der Philosophie übertragen möchte. Das Ziel ist, eine Synthese zwischen Sein und Phänomenologie zu erreichen, die der Beziehung zwischen der Physik und den Naturgesetzen ähnelt. Selbst in dem Aufbau seiner Werke finden sich Parallelen zu denen Newtons, die sich in einen rationalen Teil mit Prinzipien, Anfangsgründen und a priori entstandenen synthetischen Urteilen sowie einen empirischen Teil aus Beobachtungen und Erfahrungen gliedert.

Dabei stellt sich für Kant primär die Frage, wie eine Erkenntnis innerhalb der Philosophie überhaupt möglich ist. Er verwirft dabei den puristisch-rationalen Ansatz einer reinen Erfassung durch die Vernunft, während den sinnlichen Wahrnehmungen im Empirismus die strukturelle Ordnung fehlt, da er nicht ausreichend abstrahiert. Kants Lösung besteht in einer transzendentalen Logik, in der sich transzendentale Ästhetik als sinnliche Wahrnehmung mit transzendentaler Analytik verbindet. Die Verknüpfung empirischer Erfahrung mit Kategorien als Abstraktionsebene erlaubt es, Erscheinungen zu ordnen und als Begriffe zu definieren, um in Verbindung mit der Interpretation und der Vernunft anschließend Urteile zu ziehen.

3.3 Hegel – Dialektik und Idealismus

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (27. Aug. 1770 – 14. Nov. 1831) zählt ohne Zweifel zu einem der historisch weltweit umstrittensten Philosophen und wird wie kein anderer kontrovers ausgelegt. Er besuchte das Gymnasium illustre in Stuttgart, entwickelte bereits früh ein reges Interesse an Geschichte und antiken Sprachen und studierte an der Eberhard Karl Universität in Tübingen evangelische Theologie und Philosophie. Zu seinen Zimmergenossen im Tübinger Stift gehörten der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin (20. März 1770 – 7. Juni 1843) und der Naturphilosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (27. Jan. 1775 – 20. Aug. 1854), mit denen Hegel einen regen intellektuellen Austausch pflegte. Während der Französischen Revolution sympathisierte er zunächst mit den Jakobinern, distanzierte sich jedoch rasch von deren Schreckensherrschaft und wandte sich den gemäßigteren Girondisten zu.

Hegel übte bereits frühzeitig Kritik an den Auslegungen von Kant seiner Lehrer und opponierte gegen die religiösen und politischen Verhältnisse in seiner Heimat. Nach mehrjähriger Abwesenheit kehrte er nach Jena zurück, wo er 1801 mit der Schrift „Philosophische Erörterung über die Planetenbahnen“ (1) habilitierte. In dieser finden sich bereits zwei Ideen, die für die späteren Werke Hegels wichtig werden: Er lehnt den Gedanken eines abstrakten Ideals ab und sieht die Negation nicht als rein logische Figur. Der Widerspruch gehört stattdessen zur Wirklichkeit an sich, die sich stetig entwickelt und dabei per definitionem kontradiktorische Züge besitzt. Darüber hinaus weist nicht allein Inferenzverfahren in der Logik eine syllogistische Struktur auf, sondern ebenfalls die Wirklichkeit.

Hegel lehnt Kants Systematik des Erkenntnisprozesses ab und kritisiert seinen Ansatz als abstrakte Rekonstruktion, die mit Dualismen und Dichotomien arbeitet, ohne die konkreten Verhältnisse zu berücksichtigen. Für ihn hängen die Seins- und die Denkbestimmungen eng zusammen, das Sein ist so wie das Seiende intelligibel und intentional vom Denken abhängig. Hegel sieht seine Aufgabe als Philosoph, nicht zu abstrahieren, sondern beides zu einer Einheit zu verbinden. Als Beispiel führt er unter anderem Kants Sittlichkeit an, die in der abstrakten Moralität der antiken Polis eine Spaltung übersieht, die sich durch die Differenz zwischen der allgemeinen Moral und einzelnen Individuen mit einer tadellosen Ethik bildet. Um diesen Riss zu vermeiden, strebt Hegel einen dialektischen Ansatz an, der in Verbindung mit der geschichtlichen Entwicklung eine neue Sittlichkeit entstehen lässt und neue Werte wie zum Beispiel die Freiheit integriert.

Eine Besonderheit von Hegel liegt in seinem engen Bezug zu der Geschichte, die er nicht als extern oder peripher von der Philosophie betrachtet, sondern in eine kontinuierliche und nahezu symbiotische Entwicklung mit dieser in Beziehung setzt. Um Wissensformen und Erkenntnisse zu erfassen, müssen die zeitgenössischen Zustände rekonstruiert und berücksichtigt werden. Dadurch ergibt sich, dass der Geist und die Wahrnehmung nicht statisch sind, sondern sich auf subjektiver Ebene in bürgerlichen und auf objektiver Ebene in staatlichen Einrichtungen entwickeln. Als Orientierungssysteme dienen dabei die Kunst, die Religion und die Philosophie.

Hegels Ansätze führten zu einem Paradigmenwechsel in der modernen Philosophie und wurden sowohl von konservativen wie progressiven Kreisen adaptiert. Den größten und nachhaltigsten Einfluss unter ihnen hatten die Junghegelianer, zu denen unter anderem Ludwig Andreas Feuerbach (28. Juli 1804 – 13. Sep. 1872), der unter dem Pseudonym Max Stirner auftretende Johann Caspar Schmidt (25. Okt. 1806 – 25. Juni 1856) und Karl Marx (5. Mai 1818 – 14. März 1883) zählten. Letzterer wandte Hegels Philosophie auf die konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse an und sah als treibende Kraft der geschichtlichen Entwicklung letztendlich nicht den machtpolitischen Überbau, sondern die sozioökonomischen Prozesse innerhalb einer Gesellschaft als entscheidenden Faktor an.